Artikel aus der Taunuszeitung vom 23.09.2020
Rückblick Sommer 2020
VIEL SONNE, WENIG REGEN
Hochtaunus: Der dritte Dürre-Sommer in Folge
Von Matthias Pieren
Wetterbilanz zeigt für den Taunus wenig Niederschläge und hohe Temperaturen in diesem Sommer. Was Sonnenhungrige freut, macht Landwirten und dem Forst große Probleme.
Hochtaunus -Seit Dienstag ist er vorbei - der Sommer 2021. Herbstanfang! Es waren sonnige, warme und trockene Monate. Aber war es im Vergleich zu den Vorjahren auch ein besonderer Sommer? Wie waren die Temperaturen und Niederschläge im Taunus? Welche Spuren hat das Wetter auf Feldern und im Wald hinterlassen? Dazu äußern sich der Hobby-Meteorologe André Schröder aus Oberursel sowie Fachleute aus den Bereichen Wasserversorgung, Landwirtschaft und Forst im Gespräch mit dieser Zeitung.
Die Wetterstation von André Schröder in Oberursel liefert nüchterne Fakten, die seit dem Jahr 2005 kontinuierlich aufzeichnet und im Internet veröffentlicht werden (https://www.oberursel-wetter.de). Daraus lässt sich erkennen, dass es zwar ein prachtvoller Sommer war - aber eben auch ein viel zu trockener, "Einen nennenswerten Niederschlag hatten wir letztmals am 30. August mit vier Litern pro Quadratmeter", bilanziert Schröder.
Noch nie hat seine Station drei Dürre-Sommer nacheinander ausgewiesen, wie es zuletzt für die Jahre 2018 (121,8 Liter pro Quadratmeter), 2019 (91,8) und 2020 (130) der Fall war. Zuvor habe es immer wieder mal einzelne trockene Sommer gegeben, die aber nie geballt nacheinander auftreten seien.
Im Zeitraum vom 21. Juni bis 21. September waren sommerliche Regenmengen zwischen 200 und 300 Liter pro Quadratmeter in früheren Jahren die Regel. "Ohne den August mit seinen 78 Liter Niederschlag, von denen weit über 50 Liter in den Tagen zwischen dem 12 und 17. August - zum Teil auch als Starkregen - fielen, wäre es genauso katastrophal trocken gewesen wie im Vorjahr", sagt Schröder.
Überraschend ist dabei, wie sich Niederschläge regional unterschiedlich verteilen. Das zeigt ein Blick auf die Wetter-Aufzeichnungen für Grävenwiesbach, die Jörg Baumann ebenfalls ins Internet stellt (www.joergeli.de): In seinem Wohnort Heinzenberg fielen im gesamten August nur 29 Liter pro Quadratmeter.
Neben den deutlich geringen Niederschlagsmengen setzte sich auch die Tendenz zu steigenden Durchschnittstemperaturen fort. Das zeigt sich in immer milderen Wintern und zunehmender Wärme in den Sommermonaten. Im Vergleich zum langjährigen Mittel waren in Oberursel die Temperaturen der Sommermonate zwischen 2,5 Grad im Juni und 4,5 Grad im August deutlich zu warm. "Bemerkenswert war in diesem Sommer, dass trotz der Rekord-Sonnenscheindauer keine ausgesprochene Hitzewelle zu verzeichnen war", bilanziert Schröder. "Mit durchschnittlich 21,6 Grad war der August der heißeste Sommermonat. So heiß war im vergangenen Jahr bereits der Juni."
Borkenkäfer setzt dem Wald zu
Welche Auswirkungen die Trockenheit auf die Natur hat, kann sehen, wer im Taunus unterwegs ist. "Der Borkenkäferbefall hat sich in den Fichtenbeständen weiter dramatisch verschärft", teilt Ralf Heitmann vom Forstamt Königstein mit, dessen Mitarbeiter für den Taunuswald rund um den Großen Feldberg verantwortlich sind. Riesige Kahlflächen klaffen wie Narben allerorten im Taunuswald. Nicht nur in seinem Forstamtsbereich hat in diesem Jahr das Niederschlagsdefizit in Verbindung mit den hohen Temperaturen auch zu dramatischen Trockenschäden an Altbuchen geführt. "Die Buchen haben mit sichtbar frühzeitiger Blattverfärbung und vorgezogenem Blattabfall reagiert", so Heitmann. "Ob es zu einem flächigen Absterben kommt, kann mit letzter Gewissheit aber erst mit dem Blattaustrieb im Frühjahr beurteilt werden."
Weil der Herbst und die Wintermonate relativ feucht waren, konnten sich derweil die Landwirte über einen guten Start ins Frühjahr freuen. "Nachdem aber die Saat der Zuckerrüben erfolgt war, begann die große Trockenperiode, und die ausgetrockneten Ackerflächen boten keine guten Startbedingungen für die erfolgte Saat", teilt dazu Stefan Wagner als Vorsitzender des Kreisbauernverbandes mit.
Alle Kulturen litten demnach unter der Trockenheit. Auch auf dem Grünland sei es nicht zum erwarteten Wachstum gekommen, so dass die Erträge mit weniger als der Hälfte der üblichen Menge bescheiden ausfielen. "Auf dem Acker sind die Ertragseinbußen nicht ganz so stark gewesen. Aber je nach Kultur und Standort sehr unterschiedlich", so der Landwirt vom Bad Homburger Kronenhof. "Nach der Raps-Aussaat Ende August hat es wieder fast gar nicht geregnet, so dass er sich nicht gut und gleichmäßig entwickeln kann."
Wasserverbrauch Oberursel:
2011: 585.855 m³
2018: 684.717 m³
2019: 675197 m³
2020: 707.011 m³
-> Anstieg 20% !
von Matthias Pieren